Aug 13, 2013 3:45 PM
ThyssenKrupp erreicht in den ersten 9 Monaten 2012/2013 operative Ziele
In den ersten 9 Monaten des Geschäftsjahres 2012/2013 (1. Oktober 2012 - 30. Juni 2013) erreichte ThyssenKrupp bei seinen fortgeführten Aktivitäten einen Auftragseingang von 28,3 Mrd € und blieb damit um 8 % unter Vorjahr. Deutliche Zuwächse gab es erneut bei Elevator Technology sowie bei Industrial Solutions. Components Technology blieb in den ersten 9 Monaten nachfrage- und desinvestitionsbedingt unter Vorjahresniveau, legte aber erneut im 3. Quartal gegenüber dem Vorquartal zu. Niedrige Mengen und Preise haben das Geschäft bei Steel Europe und Materials Services belastet. Der Auftragsbestand der fortgeführten Geschäfte ist zum Stichtag um 11 % gegenüber Vorjahr auf rund 24 Mrd € angestiegen und sichert damit eine hohe Auslastung und Planbarkeit in den Projektgeschäften. Der Umsatz der fortgeführten Aktivitäten verringerte sich in den ersten 9 Monaten 2012/2013 im Vergleich zum Vorjahr um 9 % auf 27,4 Mrd €.
Das Bereinigte EBIT der fortgeführten Aktivitäten betrug in den ersten 9 Monaten des laufenden Geschäftsjahres 802 Mio € gegenüber 1.117 Mio € im Vorjahreszeitraum. Das 3. Quartal hat dazu mit 332 Mio € beigetragen und lag damit deutlich über dem Vorquartal mit 241 Mio € sowie voll im Rahmen des Geschäftsjahresausblicks. Alle Business Areas schlossen sowohl die ersten 9 Monate als auch das 3. Quartal mit deutlich positiven Beiträgen zum Bereinigten EBIT ab. Mit Ausnahme von Industrial Solutions konnten alle Business Areas ihre Ergebnisse auch gegenüber dem Vorquartal steigern. Der Anteil der Industriegüter-Geschäfte war mit 1.149 Mio € in den ersten 9 Monaten deutlich höher als der Anteil der Werkstoff-Geschäfte mit 261 Mio €. Das Ergebnis nach Steuern belief sich auf -262 Mio €, davon entfielen -298 Mio € auf die Aktionäre der ThyssenKrupp AG.
Der Free Cash-Flow der fortgeführten Aktivitäten, d.h. die Summe aus Operating Cash-Flow und Cash-Flow aus Investitionstätigkeit, verbesserte sich in den ersten 9 Monaten um rund 1,4 Mrd € auf 1.126 Mio €. Auch ohne die Mittelzuflüsse aus Desinvestitionen konnte der Free Cash-Flow um rund 1,1 Mrd € gesteigert werden und erreichte einen positiven Wert von 97 Mio €. Das 3. Quartal hat dazu mit 375 Mio € beigetragen und lag damit erneut besser als im Vorquartal. Der Free Cash-Flow des Gesamtkonzerns verbesserte sich um rund 2,1 Mrd € auf 510 Mio €. Damit hat ThyssenKrupp auch bei der Reduzierung der Netto-Finanzschulden Fortschritte erzielt. Mit einem nahezu unveränderten Stand zum Vorquartal sanken diese im Vergleich zum Vorjahresstichtag um rund 0,5 Mrd € auf 5.326 Mio € (30. Juni 2012: 5.800 Mio €) und lagen auch unterhalb der Netto-Finanzverschuldung zum 30. September 2012 (5.800 Mio €).
Dr. Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp AG: „Das operative Ergebnis und der Free Cash Flow im laufenden Geschäftsjahr zeigen eine deutlich positive Entwicklung. Auch die starken Zuwächse im Auftragseingang unserer Industriegütergeschäfte - mit Rekordwerten bei Elevator Technology - belegen, dass wir in der Umsetzung der Strategischen Weiterentwicklung erfolgreich sind. Die Maßnahmen des Konzernprogramms „impact 2015“ und die angestoßenen Prozesse zur Veränderung der Unternehmenskultur werden unsere Leistungsfähigkeit weiter verbessern.“
ThyssenKrupp befindet sich in weit fortgeschrittenen Verhandlungen mit einem führenden Bieter über den Verkauf der beiden Werke von Steel Americas. Die Verhandlungen schließen auch den beteiligten Partner Vale, die brasilianische Entwicklungsbank BNDES und brasilianische Regierungsstellen mit ein. Ein zeitnahes Signing wird weiterhin angestrebt. Darüber hinaus ist der Konzern auch mit weiteren Interessenten im Gespräch.
Dr. Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp AG: „Der Verkaufsprozess zu Steel Americas dauert länger an als ursprünglich erwartet. Das ist verständlich, da die Bieter einen vollständigen Hochlauf des Hochofens 2 in Brasilien erwarten. Dieser war durch Prozessinstabilitäten ab Mai dieses Jahres beeinträchtigt. Zudem sind die Verhandlungen hochkomplex und werden durch die vor Jahren gewählten Vertragskonstruktionen erschwert. Auch wir hätten gerne schneller einen Abschluss erzielt; für uns stehen aber Unternehmensinteresse und Sorgfalt an erster Stelle. Daher werden wir unsere Entscheidungen nicht von Stichtagen abhängig machen.“
Im Rahmen des Veräußerungsprozesses von Steel Americas ergab sich zum 31. März 2013 ein Anpassungsbedarf auf Sachanlagen in Höhe von 683 Mio €. Dieser Buchverlust war wesentliche Ursache für den Periodenfehlbetrag des Gesamtkonzerns in den ersten 9 Monaten von -1.205 Mio € (Anteil der Aktionäre der ThyssenKrupp AG: -983 Mio €), für den Rückgang der Eigenkapitalquote auf 8,0 % und den temporären Anstieg des Verhältnisses der Netto-Finanzschulden zum Eigenkapital (Gearing) auf 185,7 %. Zum 30. Juni 2013 ergab sich kein weiterer Anpassungsbedarf unter Berücksichtigung des aktuellen Verhandlungsstands. Mit flüssigen Mitteln und freien, zugesagten Kreditlinien in Höhe von insgesamt 7,2 Mrd € zum 30. Juni 2013 sowie der ausgewogenen Fälligkeitenstruktur ist ThyssenKrupp solide finanziert. Der Mittelzufluss aus dem Verkauf von Steel Americas wird das temporär erhöhte Gearing wieder signifikant reduzieren.
Fokus auf Compliance
Vor dem Hintergrund wiederholter Compliance-Verstöße und des Ende Februar 2013 vom Bundeskartellamt erhobenen Anfangsverdachts auf Preisabsprachen gegen ThyssenKrupp Steel Europe hatte der Vorstand der ThyssenKrupp AG entschieden, die Compliance-Aktivitäten des Konzerns auch mit externer Unterstützung durch Anwaltskanzleien weiter zu intensivieren. Neben der Etablierung eines Ombudsmanns hatte der Konzern vom 15. April bis 15. Juni 2013 ein Amnestieprogramm durchgeführt. ThyssenKrupp hatte Mitarbeitern, die sich im Rahmen dieses Programms zu Compliance-Sachverhalten freiwillig und umfassend offenbarten, zugesagt, keine Schadenersatzansprüche geltend zu machen bzw. durchzusetzen sowie auf Kündigungen zu verzichten. Das Amnestieprogramm hat zu mehr als zwanzig Hinweisen geführt. Es wurden jedoch keine schwerwiegenden bzw. strukturellen Compliance-Verstöße festgestellt. Bei den relevanten Hinweisen aus dem Amnestieprogramm handelte es sich im Wesentlichen um individuelles Fehlverhalten bei Kunden- und Lieferantenbeziehungen im In- und Ausland. Dieses Verhalten wurde durch interne Maßnahmen abgestellt. Im Rahmen des Amnestieprogramms hat es keine Hinweise zu den laufenden Untersuchungen des Bundeskartellamtes wegen möglicher Preisabsprachen bei der Lieferung bestimmter Stahlprodukte an die deutsche Automobilindustrie und ihre Zulieferer gegeben. Ausgelöst durch eine anonyme Anzeige hatte das Bundeskartellamt Ende Februar dieses Jahres u.a. die Geschäftsräume der ThyssenKrupp Steel Europe AG durchsucht. Das behördliche Verfahren des Bundeskartellamtes und die dazu eingeleitete interne Untersuchung dauern an. Derzeit können signifikante Risiken für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage nicht ausgeschlossen werden.
ThyssenKrupp hat sich mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. und dem Aktionär Christian Strenger, deren Anträge auf Sonderprüfung von der Hauptversammlung im Januar 2013 abgelehnt wurden, darauf verständigt, eine freiwillige Sonderprüfung durchzuführen. Die Prüfer werden insbesondere die Struktur des internen Kontrollsystems auf seine Angemessenheit zur künftigen Prävention von Compliance-Verstößen und den Prozess des Investitionscontrollings für künftige Großinvestitionsprojekte untersuchen. ThyssenKrupp wird den Prüfungsbericht allen Aktionären zur ordentlichen Hauptversammlung im Januar 2014 zugänglich machen.
Entwicklung der Business Areas
Das Geschäft in den fünf fortgeführten Business Areas entwickelte sich in den ersten 9 Monaten 2012/2013 wie folgt:
- Bei Components Technology führten die im Rahmen der Strategischen Weiterentwicklung umgesetzten Desinvestitionen des vergangenen Geschäftsjahres zu einem strukturell geringeren Geschäftsvolumen in den ersten 9 Monaten 2012/2013. Auftragseingang und Umsatz sanken gegenüber dem Vorjahreswert um jeweils 23 % auf 4,2 Mrd €, wobei das 3. Quartal des laufenden Geschäftsjahres deutlich über den schwachen Vorquartalen lag. Bereinigt um die Desinvestitionen gingen Auftragseingang und Umsatz in den ersten 9 Monaten um rund 5 % zurück. Das Bereinigte EBIT lag im Berichtszeitraum mit 186 Mio € unter dem Vorjahreswert (365 Mio €). Hier wirkten sich der wegfallende operative Gewinn von Waupaca, der Konjunkturabschwung in Westeuropa im Bereich der Komponenten für PKW und schwere Nutzfahrzeuge sowie der zunehmende Wettbewerbs- und Preisdruck im Windenergiebereich aus. Hinzu kamen Anlaufkosten für die neuen Werke in China und Indien. Gegenläufig wirkten positive Ergebniseffekte aus der Umsetzung des Restrukturierungsprogramms bei ThyssenKrupp Federn & Stabilisatoren. Im EBIT von 152 Mio € sind auf Grund der strukturellen Veränderungen im US-Energiemarkt Wertminderungsabschreibungen auf das Anlagevermögen im Bereich Großwälzlager und Ringe für Windenergiekomponenten von 37 Mio € enthalten. Bei der Berco-Gruppe befinden sich die Verhandlungen zur Restrukturierung auf einem guten Weg.
- Elevator Technology setzte in den ersten 9 Monaten 2012/2013 mit einem Auftragseingang von 4,9 Mrd € (+8 %) und einem Umsatz von 4,5 Mrd € (+9 %) die positive Entwicklung fort und erzielte im 3. Quartal weitere Rekordwerte. Das Bereinigte EBIT belief sich im Berichtszeitraum auf 487 Mio € (Vorjahr: 421 Mio €). Diese Verbesserung war insbesondere auf die positive Marktsituation in Asien und positive Effekte aus den im vergangenen Geschäftsjahr eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen zurückzuführen.
- Industrial Solutions hat sich insbesondere im Chemieanlagenbau bei Process Technologies gut behauptet. Mit Aufträgen im Wert von insgesamt 4,4 Mrd € in den ersten 9 Monaten wurde der Vorjahreswert trotz einer auf Grund von Projektverschiebungen schwächeren Ordertätigkeit im 3. Quartal um 8 % übertroffen. Der nach wie vor hohe Auftragsbestand von 15,8 Mrd € zum 30. Juni 2013 sichert weiterhin eine gute Auslastung. Der Umsatz erreichte 4,0 Mrd € und lag damit um 5 % über dem Vorjahreswert. Das Bereinigte EBIT von 476 Mio € blieb unter dem hohen Niveau des Vorjahres (520 Mio €), das insbesondere von der Rücknahme projektspezifischer Risikorückstellungen im Schiffbau profitierte.
- Bei einer sehr zurückhaltenden Nachfrage und tendenziell fallenden Werkstoff- und Rohstoffpreisen hat sich Materials Services zufriedenstellend entwickelt und im Wettbewerb sehr gut behauptet. Der Auftragseingang ging im Berichtszeitraum um 12 %, der Umsatz um 11 % auf jeweils 8,8 Mrd € zurück. Das Geschäft mit der Luftfahrtindustrie entwickelte sich hingegen weiter positiv. Trotz aller Performance-Maßnahmen konnte die generelle Marktschwäche im Ergebnis nicht kompensiert werden. Das Bereinigte EBIT betrug 160 Mio € (Vorjahr: 222 Mio €). Nach Sondereffekten von 230 Mio €, die insbesondere wegen der im 2. Quartal gebuchten Rückstellung für das sogenannte Schienenkartell in Höhe von 207 Mio € sowie für Restrukturierungen anfielen, betrug das EBIT in den ersten 9 Monaten -70 Mio €. Der für den Geschäftsbereich „Railway/Construction“ im Vorquartal eingeleitete Verkaufsprozess befindet sich in der Vorbereitung und verläuft planmäßig.
- Bei Steel Europe lagen Auftragseingang und Umsatz (jeweils 7,3 Mrd €) insbesondere erlösbedingt in den ersten 9 Monaten 2012/2013 um 11 % bzw. 12 % unter Vorjahresniveau. Das Bereinigte EBIT verringerte sich auf 101 Mio € (Vorjahr: 184 Mio €), was auf das anhaltend schwierige Marktumfeld mit im Vorjahresvergleich niedrigeren Erlösen zurückzuführen ist; es konnte jedoch im Quartalsvergleich gegenüber dem Vorjahres- und Vorquartal gesteigert werden. Vor dem Hintergrund der unzureichenden Ergebnissituation wird intensiv an der Umsetzung des Optimierungsprogramms „Best in Class – reloaded“ gearbeitet. Insgesamt ist vorgesehen, die Belegschaft von derzeit rund 27.600 Mitarbeitern sozialverträglich um über 2.000 zu verringern. Weiterhin sollen im Rahmen einer Best-Owner-Lösung die kornorientierte Elektrobandfertigung mit den Werken Gelsenkirchen und Isbergues in Frankreich sowie die Elektrobandaktivitäten in Nashik in Indien mit insgesamt rund 1.800 Mitarbeitern veräußert werden. Im EBIT von 33 Mio € sind negative Sondereffekte von 68 Mio €, im Wesentlichen Rückstellungen im Rahmen des Optimierungsprogramms, enthalten. Der Verkauf von ThyssenKrupp Tailored Blanks an den chinesischen Stahlproduzenten Wuhan Iron and Steel Corporation (WISCO) wurde erfolgreich abgeschlossen. Nach der Zustimmung durch die zuständigen Regulierungsbehörden ist das Closing am 31. Juli 2013 erfolgt.
Ausblick Geschäftsjahr 2012/2013
Für 2012/13 erwartet ThyssenKrupp, dass der Konzernumsatz im 4. Quartal gegenüber dem 3. Quartal zulegen, jedoch im Gesamtjahr unter dem Niveau des Vorjahres (Umsatz 2011/2012: 40,1 Mrd €) bleiben wird. Entfallende Umsätze aus Portfoliomaßnahmen, insbesondere bei Steel Europe und Components Technology, können durch organisches Wachstum bei den Industriegüter-Geschäften nicht vollständig kompensiert werden.
Das Bereinigte EBIT aus fortgeführten Aktivitäten des Konzerns sollte 2012/2013 bei rund 1 Mrd € liegen.
Der vollständige Zwischenbericht steht in deutscher und englischer Sprache unter http://www.thyssenkrupp.com als Download und als interaktive Online-Version zur Verfügung.
Bei ThyssenKrupp arbeiten über 150.000 Mitarbeiter in rund 80 Ländern mit Leidenschaft und hoher Kompetenz an Produktlösungen für nachhaltigen Fortschritt. Ihre Qualifikation und ihr Engagement sind die Basis für unseren Erfolg. ThyssenKrupp erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2011/2012 einen Umsatz von 40 Mrd €.
Innovationen und technischer Fortschritt sind für uns Schlüsselfaktoren, um das globale Wachstum und den Einsatz begrenzter Ressourcen nachhaltig zu gestalten. Mit unserer Ingenieurkompetenz in den Anwendungsfeldern "Material", "Mechanical" und "Plant" ermöglichen wir unseren Kunden, sich Vorteile im weltweiten Wettbewerb zu erarbeiten sowie innovative Produkte wirtschaftlich und ressourcenschonend herzustellen.